Die Kaninchen

Das Jahr 2015 hielt viele Katastrophen für uns bereit. Es begann im März mit dem Tod unseres Strizz. Damals beschloss ich, dass damit unsere Kaninchenära zuende gehen sollte. Das bedeutete auch, dass ich mich von unserer Lilly trennen musste, denn Kaninchen dürfen nicht alleine gehalten werden. Das erste Mal in meinem Leben musste ich eines meiner Tiere abgeben und es ist mir unfassbar schwer gefallen. Aber Lilly und ich hatten mehr Glück als Verstand, denn bei Mümmel und seinen Menschen fand ich für sie das beste Zuhause EVER!

Im Archiv gibt es viele Blogs mit Bildern und Geschichten rund um die Kaninchen, so dass ich diese Seite natürlich nicht entfernen konnte. Und es muss natürlich auch die Frage beantwortet werden, was Kaninchen überhaupt in einer Katzenparade zu suchen haben. Nun, zum einen gehörten sie zur Familie und zum anderen: Wo wäre die Kaninchencrew ohne die gemeinsamen Ausflüge auf die Futterwiese? Wo anders hätte ich eine Marvi unterbringen sollen, die sich nach der komplizierten Operation ihres Zwerchfellrisses nicht recken und strecken durfte, als in dem alten 1 x 1 m großen Übergangskäfig der kleinen Pflanzenfresser? Und nicht zuletzt hätte ich nichts von der Existenz des Snuggle Safes erfahren, wenn nicht Claudia in ihrem Kaninchenladen zu Weihnachten welche für einen guten Zweck verkauft hätte. Der arme Jaspar müsste sonst die Hälfte der Nacht auf einer kalten, glucksenden Wärmflasche verbringen. Ganz freiwillig war die „Anschaffung“ der Kaninchen allerdings nicht. Es geschah folgendermaßen:

Berthel und …

berthel_im_sand

Ende August 2011 blickte mein Mann aus einem Fenster im ersten Stock und meinte: „Da sitzt ein Kaninchen bei uns in der Einfahrt.“ Da wir sehr ländlich wohnen, fand ich diese Beobachtung nicht weiter bemerkenswert und antwortete nur „Na und?“. Doch der beste Ehemann von allen ließ sich nicht beirren und ergänzte: „Es ist nicht so ein Kaninchen wie du meinst. Es hat ganz helles, silbernes Fell.“ DAS war natürlich etwas völlig anderes. Ich bewaffnete mich mit einem Badehandtuch (ich hatte vor Jahren einmal vergeblich versucht ein Kaninchen mit bloßen Händen einzufangen) und machte mich auf die „Jagd“. Es ging einfacher als ich gedacht hatte und der Findling landete erst einmal in einem Katzentransporter. Als ich gerade die Hasenexpertin unseres Tierschutzvereins anrufen wollte, steckte mein Mann seinen Kopf ins Büro und sagte trocken: „Da sitzt noch eins.“ Jetzt hatte ich zwei Kaninchen, ein Chinchilla- und ein Wild-farbenes, in einer Transportbox sitzen und Anke, unsere Hasenspezialistin hatte keinen Platz für noch zwei Kaninchen. Da die beiden schließlich nicht in dem Katzentransporter bleiben konnten, wurde schnell im Fressnapf das Nötigste besorgt.

… Strizz

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Jetzt standen wir vor der Frage, ob wir die beiden ins Tierheim bringen oder behalten. Platz genug hatten wir ja eigentlich, denn in unserem Schuppen waren früher einmal drei Pferde untergebracht. Eine der Pferdeboxen wurde kurzerhand zum Kaninchengehege umfunkioniert und Berthel (die dicke, große Kaninchendame) und Strizz (der kleine, kastrierte Bock) zogen ein. Bei der Umgestaltung der Box achtete ich besonders darauf, dass alles marder- und fuchssicher abgedichtet war. Doch der Feind kam von innen. Nach einem halben Jahr, in dem die beiden ihre große Box und ihr geräumiges Außengehege genießen konnten, erkrankte meine liebe Berthel an malignem Lymphom. Die beiden zogen ins Haus zurück und ich richtete ihnen mithilfe der Stäbe des Außengeheges einen sicheren Platz in unserem alten, unbenutzen Pool ein. Es wurde eine kurze, schwierige Zeit für mich und Berthel, denn die beiden Krebstumore saßen an ihrem Kehlkopf. Ohne die aufopferungsvolle Unterstützung der Expertinnen auf sweetrabbits.de wäre ich sicher verzweifelt. Keine Ahnung von Kaninchen und dann gleich so eine schwierige Aufgabe! Ich lernte Päppelbreie in der richtigen Konsistenz anzurühren und auf Spritzen zu ziehen. So saß ich alle 4 Stunden im Gehege, Berthel auf dem Schoß. Sie war so kooperativ und hat tapfer solange gefressen wie es ihr möglich war. Als sie starb, brach es mir das Herz.

Paulina

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Nach Berthels Tod konnte Strizz natürlich nicht allein bleiben, denn Kaninchen brauchen mindestens einen Artgenossen. Ich wandte mich an Anke, die mir ein Tier von einem anderen Tierschutzverein vermittelte. Angeblich war die Hasendame geimpft, zutraulich und auch schon etwas älter. Paulina war nichts von alledem. Unsere „Mogelpackung“ war gerade einmal ein Jahr alt, ungeimpft und extrem scheu. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verstanden sich die beiden gut und alles hätte prima sein können, wenn Paulina nicht im ersten Jahr fünfmal scheinschwanger geworden wäre. So ein Hormonüberschuß ist nicht ungefährlich für das Tier, da sich dadurch bösartige Verwachsungen an Gebärmutter und Eierstöcken bilden können. Paulina wurde kastriert und es war ein Drama. Die nur gegklebte Naht ging auf und musste geklammert werden. Wie jetzt die Wunde sichern? Eine Halskrause ist bei Kaninchen noch unmöglicher als bei Katzen. Ein Body musste her. Den ersten streifte sie bereits auf der Rückfahrt vom Tierarzt ab (muss ich erwähnen, dass es Samstag war?), den nächsten habe ich ihr wortwörtlich auf den Leib geschneidert. Paulina und ich haben uns wilde Jagden durch das Gehege geliefert, aber auch diesen Sturm überstanden. Dann starb sie 2013 trotz sofortigem Nottierarztbesuch an einer Magenüberladung durch ihre eigenen Haare – genau am Todetag von Berthel.

Lilly

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Strizz, der jetzt schon fast im Ruf eines Blaubartes steht, brauchte also wieder eine neue Partnerin. Lilly ist von der Kaninchennothilfe in Ennepetal und sicher das teuerste Kaninchen, das je vermittelt wurde, denn auf der Fahrt zu ihr bin ich mit knapp 50 in einer 30er Zone geblitzt worden. Ansonsten verlief die Vergesellschaftung mit Strizz völlig problemlos. Sie beiden lieben sich und bei Lilly darf Strizz, der vorher nur unter dominanten Damen „gelitten“ hat, auch endlich mal den Macho spielen. Gegen die Haare wird jetzt bei uns täglich gebürstet.

Wie am Anfang erwähnt, ist Lilly nach dem Tod von Strizz im Frühjahr 2015 zu Mümmel gezogen und inzwischen eine kleine Berühmtheit geworden. Ich hätte mir kein besseres Heim für sie wünschen können! Anfang März 2017 starb der inzwischen 11 1/2 Jahre alte Mümmel an Alterschwäche. Lilly hatte sich in seinen letzten Tagen liebevoll um ihn gekümmert und mit ihm gekuschelt. Nach seinem Tod war sie nicht mehr die alte. Sie war stiller und weniger lebhaft als sonst. Vielleicht hat sie ihn zu sehr vermisst, vielleicht war ihr der neue Partner zu stressig, vielleicht war auch sie einfach nur zu alt, jedenfalls lag sie am 27. März 2017 morgens tot in ihrem Stall. Sie wurde neben ihrem Mümmel begraben. Das Traumpaar ist wieder vereint und unser Kaninchenkapitel ist endgültig abgeschlossen.