Das Revier
Katzen leben ja unter den unterschiedlichsten Bedingungen: verwildert und im Verborgenen oder in enger Gemeinschaft mit dem Menschen in der Wohnung. Während ich – dank des katzensicheren Gartens – immer weiß, wo sich die Mehrheit des Teams aufhält, würde es mich natürlich brennend interessieren, wohin die Freigänger Jaspar und Kater so verschwinden.
Reviergröße
Dabei stellt sich Frage, wie viel Platz braucht eigentlich eine Katze? Die typische Katzenantwort lautet: Das ist individuell unterschiedlich! Logischerweise muss eine Wohnungskatze mit weniger Auslauf auskommen als ein Freigänger. Männchen haben ein größeres Revier als Weibchen, alte Tiere brauchen weniger als junge – und wenn es nach Mira ginge, würde ihr das Haus völlig reichen.
Mein Katzenbuch sagt, dass bei Weibchen die Reviergröße zwischen 200 qm und 170 Hektar betragen kann. Katerreviere sind dreimal größer. Eine wichtige Rolle bei der Reviergröße spielt das Nahrungsangebot. Dabei ist die Katze wie immer ganz pragmatisch: Ist genug zu fressen für alle da, gibt es keine Probleme. Nur wenn das Futter knapp ist, verteidigen auch Katzen ihr Gebiet.
Familienbande
Generell unterscheiden sich Katzenreviere von Hunderevieren, denn in einem Katzenrevier können durchaus mehrere Tiere zusammenleben. In diesen Großfamilien wird oft auch der Nachwuchs gemeinsam gesäugt und aufgezogen. Ein Leben als Einzelgänger ist in so einem lockeren Verband ebenfalls möglich, denn man kennt sich ja. Dahingegen haben fremde Katzen fast keine Möglichkeit in so eine verschworene Gemeinschaft aufgenommen zu werden. Das sollte jeder bedenken, der sich beispielsweise zu einer vorhandenen Katze noch eine weitere holen möchte oder der eine neue Katze in eine bestehende Gruppe integrieren will.
Beispiel: Ginger und Maxine
In den ersten Jahren kam Maxine nur nachts zum Fressen. Ginger konnte sie zwar von seinem Fenster aus sehen, aber direkte Berührungspunkte gab es nicht. Nachdem sie Jaspar mitgebracht hatte, war auch Maxine ständig bei uns. Sie schlief im Schuppen, döste im Schatten unterm Flieder oder unter den Autos und war selbstverständlich jeden Morgen zum Frühstück zur Stelle. Im Winter war das noch kein Problem für Ginger, da er bei schlechtem Wetter immer nur kurze Ausflüge machte. Im Frühjahr konnten sich die beiden dann nicht mehr aus dem Weg gehen. Während Jaspar Ginger mit seinem jugendlichen Charme (und der Tatsache, dass er jede potentiell heikle Situation einfach nicht ernst genommen und stattdessen immer zum Spielen aufgeforderte) um die Pfote gewickelt hatte, war ich gespannt, wie sich Maxine und Ginger arrangieren würden. Alles lief prima! Dabei muss man natürlich berücksichtigen, dass beide von ihrer Anlage her sehr vorsichtige, wenig agressive Tiere waren, die on sich aus keine Auseinandersetzungen suchten. Maxine war allen Konfrontationen (beispielsweise mit Merkel) schon immer aus dem Weg gelaufen, während Ginger schon wegen seines Alters nicht erpicht auf Schlägereien war. Die beiden respektierten sich und machen nichts, was den anderen eventuell provozieren könnte. Dabei blieb es auch. Es gab zwar keine große Zuneigung, aber auch nie eine Auseinandersetzung zwischen den beiden.
Alles meins: Markieren
Ähnlich wie Hunde laufen auch Katzen ihr Revier ab und setzen Duftmarken unter anderem durch Reiben mit dem Kopf, Kratzen und Markieren mit Urin und/oder Kot. Kater und Katzen markieren, sobald sie geschlechtsreif sind. Generell markieren unkastrierte Tiere häufiger als kastrierte und Männchen mehr als Weibchen. Aus dieser „Visitenkarte“ lassen sich Identität, Geschlecht und sogar der Ernährungszustand erkennen. Für den typischen „Geruch“ potenter Kater zeichnet das Felinin verantwortlich, das in großen Mengen im Urin ausgeschieden wird. Da die Zusammensetzung des Felinin von der Futterqualität abhängt, können andere Katzen daraus Rückschlüsse auf den Ernährungszustand des „Sprayers“ ziehen. Diese Information ist besonders interessant für die Damenwelt, gibt sie doch einen Hinweis auf die Qualitäten der Herren als potentielle Vererber. Wie man unten sehen kann, sind beim Reiben nicht nur Ecken und Kanten beliebt, sondern auch kleine Bäume und beim Kratzen an Stämmen werden nicht nur Krallen geschärft:
Während sich die Katze beim normalen Urinablassen breitbeinig hinhockt und die Stelle zuscharrt, steht sie beim Markieren in der Regel aufrecht. Das Hinterteil wird zum Objekt gerichtet (meist senkrechte Gegenstände wie Büsche, Wände etc.) und mit hoch nach oben gestrecktem, manchmal zitterndem Schwanz wird der Urin an die gewünschte Stelle gespritzt. Wohnungskatzen tun oft nur so als ob. Dann wird die charakteristische Haltung eingenommen, aber versprüht wird nichts. Ginger markiert beispielsweise drinnen „trocken“ und draußen in hohem Bogen mit Urin. Kleines Quiz: Welche zwei der vier folgenden Katzen markieren? Die beiden rechts oder die beiden links?